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Vier bayerischen Kult-Serien noch schärfer
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Mit ihren schrägen, urkomischen und manchmal auch bitterbösen Geschichten sorgen die Urväter des Serien-Hypes, Helmut Dietl und Franz Xaver Bogner, in den 1970er und 80er Jahren für Aufsehen und tragen mit ihren preisgekrönten Serien maßgeblich zum medialen Gedächtnis Süddeutschlands bei.
In einer Zeit, in der das Genre des modernen Heimatfilms dem Zuschauer die harte Realität aufzwingt (man denke an „Herbstmilch“ von Joseph Vilsmaier), sich „Deutschland im Herbst“ (Regie: Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff u. v. a.) befindet und die „Liebe kälter als der Tod“ ist (Regie: abermals Fassbinder), sorgt Dietl, ein junger Mann aus dem oberbayerischen Bad Wiessee, für einen Perspektivwechsel. Er seziert das Leben in den Münchner Stadtteilen wie Lehel, Sendling, Au, Giesing und Schwabing teils schonungslos offen und voller Ironie, dennoch mit großer Liebe zu seinen Figuren – und trifft damit den Nerv der Zeit. Gegen die schweren Stoffe setzen die aufgrund ihrer gemütlichen bajuwarischen Lebensart vom Publikum nahezu vergötterten süddeutschen Oberklasse-Protagonisten ein selbstbewusstes „Mia san Mia“-Gefühl und etablieren in ganz Deutschland noch heute selbstverständliche Begriffe wie „Schickimicki“ oder „Bussi-Bussi-Gesellschaft“.
Während Dietls Aufmerksamkeit München gilt, geht Franz X. Bogner aufs Land und somit gesellt sich zum bunten städtischen Reigen ein musikverrückter Jungbauer aus Ebersberg, der sich zur legendären Filmmusik von Haindling mit den Stammtisch-Autoritäten vom Lande anlegt. Ottfried Fischer, dem die Rolle des Sir Quickly wie auf den Leib geschrieben ist, überzeugt derart, dass man ihn kaum mehr von seiner Serienfigur zu trennen vermag. Schließlich war „Irgendwie und Sowieso“ sein großer Durchbruch. Aber auch alle anderen Charaktere, die sich im tiefsten Münchner Hinterland mit all seinen Facetten in diverse Liebesabenteuer verstricken, inszeniert Bogner mit treffsicherer Genauigkeit und schafft damit die perfekte Ergänzung zu den Geschichten aus dem Inneren der bayerischen Hauptstadt.
Denn egal ob die „Münchner Geschichten“, „Kir Royal“, „Monaco Franze“ oder „Irgendwie und Sowieso“, sie alle leben von ihren unvergessenen Protagonisten und ihren kultigen Sprüchen, die den Sprachgebrauch diesseits des berühmten Weißwurstäquators mitbeeinflusst haben. „Logisch!“
„Reg di ned auff“, empfiehlt der liebenswerte Großstadt-Strizzi Tscharlie aus den „Münchner Geschichten“, der immer noch bei seiner Oma lebt; der Liebes- und Lebenskünstler „Monaco Franze“verrät uns seine Daseinsphilosophie „A bisserl was geht immer“ und der Klatschreporter Baby Schimmerlos recherchiert zwischen „Kir Royal“ und blanken Busen Skandalgeschichten. Dabei entdeckt er charakterstarke Figuren, wie die von Heinrich Haffenloher, gnadenlos gut verkörpert von Mario Adorf, der den unvergesslichen Satz geprägt hat: „Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld“. Um schließlich wieder bei Sir Quickly zu landen, der neben seinem Standardspruch „Ois Chicago“ alles miteinander auf den Punkt bringt: „Dahoam is da wos Gfui is“. Alle diese Typen sind unvergessen, ist es ihnen doch gelungen das Gefühl einer ganzen Generation, wie auch den Look dieser Zeit einzufangen und zu archivieren.
Damit dieses Archiv uns und auch weiteren Generationen erhalten bleibt, wurden die letzten vorhandenen Muster neu abgetastet und liebevoll restauriert.
Damit ist es nun möglich, bei zeitgemäßer Qualität in Erinnerungen zu schwelgen, wobei man vielen Stars begegnen wird, deren Karriere hier begann – wie Ottfried Fischer, Olivia Pascal oder Michaela May in „Irgendwie und Sowieso“. Oder auch Hannelore Elsner und Elmar Wepper, die vor nicht allzu langer Zeit in „Kirschblüten – Hanami“ (Regie: Doris Dörrie) wieder vor der Kamera vereint zu sehen waren. Weiterhin werden uns dabei Therese Giehse, Ruth Drexel, Hans Brenner, Ernie Singerl, Fritz Straßner, Senta Berger, Franz Xaver Kroetz, Dieter Hildebrandt, Ruth Maria Kubitschek, Christine Kaufmann und Billie Zöckler begegnen, um nur einige zu nennen. 2011 konnte man fast alle Protagonisten von „Irgendwie und Sowieso“ in der 90-minütigen Sondersendung vom BR „Ois Chicago Sowieso“ schon einmal zum 25-jährigen Jubiläum der Serie in alter Frische bewundern. Diese Dokumentation ist als Bonusmaterial in voller Länge auf DVD und Blu-Ray enthalten und bringt uns dabei interessante, vollkommen neue Aspekte der Dreharbeiten näher.
Alle DVD- bzw. Blu-Ray-Boxen beinhalten sämtliche Folgen der jeweiligen Serie und verfügen über das originale Bildformat 4:3 und Dolby Digital Stereoton.
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Ballauf Markus
14. Januar 2016 at 11:43
Monaco Franze wär a Traum