Interview
Interview mit David Rölleke
Krisenmanager erstellt den Notfall-Plan für die Reisebranche
Notfall-Plan für die Reisebranche: David Röllekes Telefon klingelt. Es ist 10 Uhr. Thema des Anrufs ist eine Reise nach Mexiko im Oktober, die privat geplant wurde. Das Reisebüro am anderen Ende der Leitung wählt klare Worte – natürlich würde der Anbieter Herrn Rölleke die geplante Reise unfassbar gerne verkaufen. Allerdings möchte das Reisebüro nicht die Verantwortung dafür tragen, dass die beiden Kinder von Herrn Rölleke im Alter von drei und sechs Jahren ganze elf Stunden mit einer Mund-Nasen-Masken im Flugzeug verbringen müssen. Darüber hinaus stehe zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch nicht fest, ob im Oktober die mexikanischen Hotels bereits wieder geöffnet sind.
Es ist noch keine drei Wochen her, als das Reisebüro eine E-Mail an Herrn Rölleke geschickt hat. In dieser E-Mail wurde verlautet, dass das Reisebüro Ende des Monats seine Türen schließt, da die beiden älteren Betreiberinnen den Betrieb nicht mehr fortführen. Sie entschuldigten sich schriftlich dafür, dass es in den vergangenen zwei Jahren nahezu ausschließlich schlechte Nachrichten zu verkünden gab und sie ihren Kunden deswegen nahezu ein schlechtes Gewissen gegenüber bei dieser Verabschiedung haben.
Es gibt auf der Welt kaum eine Nation, die so gerne in die Welt ausschwärmt, wie die Deutschen. Aktuell besteht allerdings das Problem, das Reisebüros hauptsächlich mit negativen Themen, wie nun der Corona-Krise, gestrandeten Urlaubern in fremden Ländern oder Streiks der Fluglinien in Verbindung gebracht werden. Das Vertrauen der Kunden in die Reisebranche ist nachhaltig erschüttert. Darüber hinaus haben die Kunden in den derzeit schwierigen Zeiten häufig auch gar nicht die finanziellen Mittel, um zu verreisen.
Ratgeber: Diese 5 Punkte müssen jetzt umgesetzt werden
Der PR- und Krisenmanager David Rölleke verfügt über einen sehr großen Erfahrungsschatz, was das Begleiten von Unternehmen in schwierigen Zeiten angeht. In der derzeitigen Krise aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus ist er ein gefragter Ansprechpartner für Firmen und Unternehmen. Er vertritt hierzu eine erschreckend ehrliche Meinung: „In der Krise ist der größte Verlierer mit Sicherheit die Tourismus- und Reisebranche.“
Aufgrund dieser Tatsache ist es zwingend nötig, dass Reisebüros und Reiseveranstalter jetzt aktiv werden und Präsenz zeigen. David Rölleke hat einen praktikablen Notfallplan erstellt, welcher fünf Schritte umfasst, die Reisebüros nun in Angriff nehmen sollten, um Schadensbegrenzung in Zeiten der Corona-Pandemie zu betrieben. Welche das sind, zeigt der folgende Beitrag:
1. Die Kunden, die aktuell keine Reise gebucht haben, nicht aus den Augen verlieren
Es wäre für Reisebüros eine Fehlannahme zu glauben, dass alle bisher erbrachten Leistungen umsonst waren. Reisebüros gehören in der Regel zu den Unternehmen, die sich in der Vergangenheit über Jahre hinweg einen großen und treuen Kundenstamm aufgebaut haben. Der Wert dieser Stammkunden ist nicht zu unterschätzen. Deswegen ist es besonders in der aktuellen Zeit wichtig, aktiv auf die langjährigen Kunden zuzugehen. Es ist keinesfalls verwerflich, in der jetzigen Situation von überstürzten und frühzeitigen Buchungen einer Reise abzuraten – auch, wenn dies für das Reisebüro bedeutet, dass sie keine Reise verkaufen. Bei den Kunden schafft dieses Verhalten wichtiges Vertrauen, was dazu führt, dass diese auch in Zukunft dem Reisebüro die Treue halten werden, bis wieder bessere Zeiten anbrechen.
2. Das Internet abhängen
Es ist von großer Bedeutung, dass sich insbesondere kleinere und lokale Reisebüros von den großen Reiseportalen im Internet absetzen. Hier muss auf das Merkmal gesetzt werden, dass die lokalen Anbieter für ihre Kunden in der Krise persönlich vor Ort sind und sich nicht virtuell hinter einem Bildschirm verstecken. Dies sollte in jedem Fall offen und aktiv kommuniziert werden. In der Krise ist es für die Kunden nämlich so essentiell wie nie, dass sie einen verlässlichen und vertrauten Ansprechpartner haben, und sich nicht mit einem unpersönlichen Call Center herumschlagen müssen.
3. Eine Datenbank von E-Mail Adressen aufbauen
Eine tolle Möglichkeit, der Notfall-Plan für die Reisebranche, in der jetzigen Zeit aktiv zu werden, ist auch die Einrichtung eines internen Blogs. Auf diesem kann jeden Tag ein Artikel zu den neusten und wichtigsten Entwicklungen in der Reisebranche verfasst und den Kunden per E-Mail zugesandt werden. Die Werbung für den Blog kann dabei ganz einfach und kostenlos über die sozialen Netzwerke erfolgen. Wichtig ist allerdings, dass der Empfänger seine E-Mail Adresse dem Reisebüro zur Nutzung zur Verfügung stellt. Wenn dies geschafft ist, kann die Datenbank von E-Mails auch nach dem Ende der Corona-Krise noch für tolle Werbemaßnahmen genutzt werden. Auch Neukunden können so einfach und effektiv gewonnen werden.
4. Die lokale Presse involvieren
Eine Kolumne über die aktuellen Entwicklungen in der Reise- und Tourismusbranche kann natürlich auch der lokalen Presse angeboten werden. Dies gilt sowohl für die Printmedien als auch das Radio. Hier kann viel regionale Aufmerksamkeit erzeugt werden und das Vertrauen der Kunden in den Service und die Expertise nachhaltig gestärkt werden.
5. Schüchternheit ist in den sozialen Medien fehl am Platz
Erfolgreich können in den aktuellen schwierigen Zeiten nur diejenigen sein, die Aufmerksamkeit erregen. Schüchternheit ist also definitiv fehl am Platz. Beispielsweise kann eine Online-Reisekonferenz gestaltet werden, die pro Woche fünf unterschiedliche Reiseziele vorstellt. Oder die einzelnen Wochentage werden je für eine Stunde einem anderen Ziel gewidmet: Montags geht es nach Afrika, Dienstags wird die Karibik besucht, am Mittwoch werden die Vorzüge der USA vorgestellt, am Donnerstag der Luxus in Dubai präsentiert und Freitag werden die heimischen Reiseziele in Deutschland beleuchtet. Über die sozialen Medien lassen sich solche Ideen spielend einfach umsetzen – es ist nur ein wenig Mut gefragt. So werden die Kunden, die aktuell gezwungen sind, die Zeit in ihren eigenen vier Wänden zu verbringen, angespornt von zukünftigen Reisen zu träumen und in Vorfreude zu schwelgen. Die Aktivität auf Instagram, Facebook und Co. darf in den heutigen Zeiten keinesfalls vernachlässigt werden.
Notfall-Plan für die Reisebranche
Das Wichtigste in diesen harten Zeiten für die Reisebranche ist jedoch nicht zu früh aufzugeben. Halten Sie sich an die 5 Krisentipps, seien Sie kreativ und offen für neue Geschäftsmodelle. Lassen Sie sich nicht so schnell aus der Bahn werfen und schauen Sie positiv in die Zukunft.