FIT DE LUXE
Wenn die Dunkelheit siegt
Von
Depression die neue, alte Volkskrankheit
Knapp jeder 5te erkrankt einmal im Leben an einer Depression. Frauen 2-3-mal häufiger als Männer. Eine erschütternde Zahl.
Ca. 4 Millionen leiden aktuell an einer manifesten Depression. Jeder zweite davon hat im Laufe seines Lebens schon einmal versucht sich das Leben zu nehmen. Tendenz steigend. Besonders erschreckend ist die stetige Zunahme der Selbstmordrate im Kinder – und Jugendbereich.
„Lange habe ich mich nicht getraut jemanden davon zu erzählen. “ So lautet oft der erste Satz in meiner Praxis. „Ich bin antriebslos, lustlos, ständig müde und nichts macht mir mehr wirklich Freude. Wenn ich raus gehe, reiße ich mich zusammen. Will ja nicht, dass es jemand merkt. Aber es ist die Hölle!“
Für viele der rund 16 Millionen Deutschen ist es ein langer und beschwerlicher Weg. Manchmal dauert es Jahre, bis sich die Betroffenen Hilfe holen. Es ist nicht die nur Traurigkeit, die ihnen zu schaffen macht, sondern die wahnsinnige Antriebslosigkeit. Jeder Schritt fällt schwer. Der Gang zur Arbeit wird zur Tortur. Ein Gefühl, das die Betroffenen meist nicht zuordnen können, beherrscht sie. „Es ist wie die innere Hölle!“ schilderte mal ein Patient. „Es kommt von tief unten und lähmt mich völlig. Ich habe dann das Gefühl verrückt zu werden!“ Gut gemeinte Sätze aus dem Umfeld wie „Das wird schon wieder!“ machen das unaushaltbare Gefühl noch schlimmer. Nach außen das vermeintliche Lächeln aufgesetzt und im Inneren brodelt der Vulkan. „Hello Darkness my old friend!“
Typische Leitsymptome einer Depression sind innere Unruhe, Gewichts-, Schlaf- und Appetit-Störungen sowie Einschlafschwierigkeiten. Langes Grübeln und Ängste gehören für viele Betroffenen zum Alltag. Auslöser für die Erkrankungen können z. Bsp.: einschneidende Lebensereignisse, wie die Geburt eines Kindes oder auch Überlastung sein. Außerdem wissen wir seit letztem Jahr, dass traumatische Erlebnisse zu einer Veränderung unseres Erbgutes führen können und bis zu 7 Generationen hinweg weitergegeben werden.
Genetische Vorbelastung, Veränderung der Stresshormone und eine Veränderung der Aktivität der Gehirnbotenstoffe spielen eine wesentliche Rolle.
Psychische Erkrankungen haben nach wie vor in unserer Gesellschaft keinen Platz. Rund 25 Prozent der Erkrankungen werden vom Hausarzt nicht erkannt! Das zeigt, welchen Leidensweg die Betroffenen oft hinter sich haben, bis ihnen geholfen wird. Hat sich jemand ein Bein gebrochen, ist die Diagnose klar und wir haben Verständnis, dass der Heilungsprozess dauert. Hat jemand eine psychische Erkrankung, reagieren wir meist fassungslos. Verstehen nicht, dass der Erkrankte nicht mehr raus geht und sich immer mehr zurückzieht.
Nach Beginn der Behandlung ist der Druck aus dem Umfeld oft groß. Es wird erwartet, dass alles ganz schnell wieder gut ist. Doch wie ein gebrochenes Bein, brauchen die seelischen Wunden Zeit zum Heilen.
Nimmt die Krankheit ein tragisches Ende im Suizid ist es ein großer Schock für das Umfeld. Freunde der Betroffenen berichten oft, keiner habe etwas bemerkt. Das Geschehene macht fassungslos und ohnmächtig. Ca. 15 Prozent der schweren Störungen enden im Tod. Oft kommt die Nachricht für die Familie völlig unterwartet. Die Trauerarbeit wird dann zusätzlich von großen Schuldgefühlen begleitet, die ein Loslassen erschweren.
Dabei muss diese Erkrankung nicht das große „Aus“ sein. Mit der richtigen Hilfe und Unterstützung stehen die Heilungschancen sehr gut. Ziel der Therapie ist, den Betroffenen zu helfen wieder die Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen. Verschiedene Therapieformen kommen im Falle einer Depression in Frage. Medikamentöse und Psychotherapeutische sind die Grundpfeiler. Mittlerweise gibt es auch viele Psychiater, die ein ganzheitliches Konzept unterstützen.
Der erste Schritt ist der Schwerste und zugleich der Wichtigste. Dabei können wir aktiv die Betroffenen unterstützen!
Was tun, wenn ich das Gefühl habe, ein Mensch in meiner Umgebung ist depressiv?
Sprechen Sie den Betroffen darauf an. Zeigen Sie Verständnis und vor allem: Geduld bewahren! Auf die Frage „Was ist los?“ wird wahrscheinlich keine Antwort kommen. „Anerkennen was ist!“ ein Satz der einfach klingt und so viel helfen kann. „Ich sehe es geht Dir schlecht und du bist nicht allein.“ „Gerade ist es sehr schwer – oder?“ „Vielen Menschen geht es so!“ machen vielleicht die Tür auf. Motivieren Sie den Betroffenen sich professionelle Hilfe zu holen und begleiten sie ihn/sie zum Arzt. Manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die helfen. Ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein längeres Gespräch können etwas Licht in das Dunkle bringen. Doch die goldenen Regel: „Achten Sie auf sich selbst!“ Aufopfern hilft niemanden – weder den Betroffenen noch den Angehörigen. Depressionen sind eine Krankheit und betrachtet man dies als Tatsache, wird der Umgang mit der Situationen einfacher. Stellen Sie sich einfach vor, die Seele hat einen Beinbruch und muss Phase für Phase wieder heilen.
Im Falle einer Eigen- oder Fremdgefährdung ist in jedem Fall sofort zu handeln. Bringen Sie den Betroffenen in das nächstgelegene Krankenhaus oder zum Arzt. Jede psychiatrische Klinik hat eine Notfall Ambulanz und ist in diesem Fall der richtige Ansprechpartner!
Was Sie selber tun können, um einer Depression vorzubeugen
Reden Sie über Ihre Gefühle. Achten Sie auf einen geregelten Tagesablauf und bauen Sie immer wieder positive Momente ein – besonders wichtig in Phasen emotionaler Belastung. Bei Überforderung und zu schwierigen Situationen – ziehen Sie rechtzeitig die Notbremse! Viele Burnouts sind vermeidbar. Aufopferung für andere oder die Firma helfen niemanden. Schon das Wort „Opfer“ symbolisiert das Leid. Achten Sie auf Ihre Grenzen und lernen Sie diese gut zu spüren. Regelmäßiger Sport fördert die Ausschüttung von Substanzen, die sich positiv auf die Stimmung auswirken. Deshalb: Regelmäßig bewegen! Im Falle einer länger andauernden Antriebslosigkeit holen Sie sich unbedingt professionelle Hilfe. Je früher die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Heilungschancen.
Hilfe suchen lohnt sich in jedem Fall. Viele der Betroffenen schildern im Nachhinein, dass ihre Krankheit ihr Leben verändert hat und sie sich nun viel lebendiger und besser fühlen. Manchmal ist der Fall nach unten der einzige Weg zur Veränderung. In jeder Krise liegt eine Chance. Die Chance ist, etwas zu verändern und zu lernen und vor allem sich selber und die eigene Wünsche und Bedürfnisse besser kennen und fühlen zu lernen.
„In jeder Krise steckt eine Chance, nutze Sie!“
Nicole Prenter
Quelle: http://www.deutsche-depressionshilfe.de/, Psychiatrie Möller/Laux/Deister,https://www.therapie.de/