Ein Wirtshaus mit Geschichte

Seit 1730: Der Metzgerwirt am Schloss Nymphenburg in München

Der Metzgerwirt ist eine Idylle in München: sonnengelbe Fassade, kleine Bistrotische und rote Flechtstühle direkt am Schlosskanal. Das älteste Gebäude der Nördlichen Auffahrtsallee könnte glatt in Venedig oder Paris stehen. Stattdessen befindet sich das Anwesen seit 1730 in Nymphenburg. Seit 1930 ist es als Metzgerwirt bekannt.

Ein zweites Zuhause

Rote Flechtstühle und kleine Bistrotische. © Metzgerwirt/Fafal

Eine Metzgerei sucht man im altehrwürdigen Haus allerdings vergebens. Dafür legt die Gaststätte großen Wert auf Qualität. In prominenter Lage mit Aussicht auf das Schloss lockt es mit frischen, bayerischen Schmankerln. Schon nach dem Öffnen der großen Holztür überrascht die Inneneinrichtung, die einmalig in München ist.

Der Blick fällt auf blau-weiße Fliesen, die die Theke umrahmen. Rechts davon steht ein altes Sofa im Gastraum, links hängen prunkvolle Lampenschirme über dunklen Holztischen. An den Wänden grüßen Engel und antike Bilder in Goldrahmen sowie ein Gemälde von König Ludwig.

Wie in einem Museum gibt es in jeder Ecke etwas zu entdecken. Selbst, wenn es sich der Gast bereits auf dem Kanapee wie daheim gemütlich gemacht hat, findet er immer wieder liebevolle Details der Gaststätte. Ein zweites Zuhause ist der Metzgerwirt auch für Restaurantleiterin Margrit Franken.

Bayerische Herzlichkeit als Philosophie

Die Gaststätte liegt am Schlosskanal. © Metzgerwirt/Fafal

Seit der Wiedereröffnung im Oktober 2018 zaubert sie als gute Seele des Hauses den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht. Ihr Serviceteam besteht – wie die Gäste selbst – aus Jung und Alt.

„Ich bin sehr glücklich, dass wir den Metzgerwirt mit Leben füllen dürfen. Das Ecklokal ist ein Schmuckkästchen“, sagt der Wirt Serhat Fafal. Nicht umsonst steht das Haus auf der Liste der 100 erhaltungswürdigsten Traditionsgaststätten. Der Gastronom ist in der Gastrobranche bekannt.

Schließlich unterstützte der gelernte Restaurantfachmann seine Familie im Café Voilá in Haidhausen und ist seit 2014 der Wirt vom Neuhauser Augustiner in der Hübnerstraße 23. Besonderen Wert legt er als Münchner Kindl auch auf regionale Gerichte.

Klassisch bayrische Küche

Klassisch bayrische Küche. © Metzgerwirt/Fafal

Küchenchef Thomas Wendel brutzelt alles, was zur klassischen, bayerischen Küche gehört. Vom ofenfrischen Schweinebraten mit Knödel über goldpanierte Schnitzel mit Röstkartoffeln bis hin zum saftigen Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln. Tages- und Wochenangebote verwöhnen zudem mit saisonaler Frische.

Für alle, die kein Bier zum Essen mögen, empfiehlt Margrit Franken die kleine, aber feine Auswahl an deutschen und österreichischen Weinen – auch bei Familien- oder Firmenfeiern. Hierfür hält der Metzgerwirt insgesamt 320 Plätze bereit, unter anderem. im großen Gastraum und in den verschiedenen kleineren Nebenräumen wie das Ludwig-Stüberl oder das Münchner Stüberl.

Diese können wiederum individuell für 15 bis 50 Personen genutzt werden. Zudem wurde der lauschige Biergarten im Innenhof um einen überdachten Teil erweitert, der als beheizbares Salettl Sommer wie Winter einlädt. Außerdem gibt es am Wochenende einen Straßenausschank mit Imbiss zur Nymphenburger Straße hin.

Currywurst und Bier to go als „Kanalhalbe am Schloss“

Dazu ein passender Wein. © Metzgerwirt/Fafal

Hungrig vom Spaziergang durch den Nymphenburger Park oder von der Schlossbesichtigung? Internationale Gäste sind ebenso willkommen wie die Münchner. Wenn es mal schnell gehen soll oder wer sich an einem lauen Sommerabend einfach entspannt an den Kanal setzen will, der kann sich am Samstag und Sonntag beim Straßenverkauf vom Metzgerwirt eindecken.

Es gibt Currywurst und Softdrinks, Aperol und Sarti Spritz oder ein kühles Bierchen. „Vielleicht können wir ja eine ähnliche Tradition ins Leben rufen wie es sie in Würzburg gibt“, zwinkert der Münchner Wirt: „Kanalhalbe Bier als Pendant zum Brückenschoppen“.

Tradition am Schlosskanal

Zu der Geschichte des Metzgerwirts: Die erste Urkunde von 1730, ein Schenkungsbrief von Kurfürst Karl Albrecht an den Metzger Adam Seyfried, wurde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv gefunden. In früheren Jahren gehörten zum Anwesen noch über 50 Tagwerk Grund, der aber im Laufe der Zeit verkauft wurde.

Durch einen glücklichen Umstand hatte Bauunternehmer Max Kerscher das schöne, aber desolate Gasthaus Metzgerwirt entdeckt, das er von der Monachia Grundstücks-GmbH erwerben konnte. Nach langer Genehmigungsphase wurde anhand alter Pläne und Bilder der kleine Wirtsgarten renoviert und die Fassade in den ursprünglichen Zustand versetzt.

Mit dem Ergebnis, dass das Anwesen wieder so prachtvoll am Schlosskanal erstrahlt, wie es wohl 1730 erbaut worden war. Im Sommer 2018 gab’s noch mal eine gründliche Renovierung der Gasträume und Küche. Die rustikale Ausstattung aber ist geblieben und sorgt für Gemütlichkeit im Metzgerwirt.